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Psychologie

Psychologie.....oder doch nicht? (von Peter)

Vor einigen Tagen musste ich beruflich zu einem neuen Kunden fahren. Es stellte sich heraus, daß dieser Kunde ein Diplom-Psychologe ist und sich mit ”besonderen” Patienten beschäftigt. Irgendwie kamen wir im Laufe des geschäftlichen Gespräches auch auf meinen Faibel ”baden in Klamotten“ und ”einschlammen” zu sprechen. Da eine gegenseitige Sympatie zwischen meinem Kunden und mir herrschte, konnte ich zwanglos über dieses Thema reden. Wir trafen uns danach nochmals in seiner Praxis (rein privat), um die psychologischen Hintergründe meines Faibels zu klären. Er fragte mich über meine Kindheit, Jugendzeit usw. aus, um dahinter zu kommen, worin mein Faibel begründet liegt. Ich war insgesamt zwei Stunden bei ihm und weiss nun endlich mehr....

 Der Psychologe sagte mir, daß er darüber einen seitenlangen Bericht schreiben könnte und würde dies wahrscheinlich auch demnächst mal tun. Es war im übrigen für ihn keine neue Erfahrung sondern er hatte schon mal jemanden da, der ein ähnlich gelagertes Faibel (oder Problem?) hatte.

 Ich möchte an dieser Stelle nur in Kurzform berichten, was bei dem Gespräch rausgekommen ist.

 Meine Kindheit und einen Teil meiner Jugendzeit verbrachte ich auf dem Bauernhof meiner Eltern. Jeder musste in der Zeit mitarbeiten und hatte verschiedene Aufgabenbereiche. Zu meinen Aufgaben gehörte es beispielsweise den Kuhstall und den Hühnerstall auszumisten, Kohl zu putzen und Möhren in einer Waschmaschine zu waschen. Bei diesen Arbeiten wurde ich immer sehr schmutzig und nass, hatte zu dieser Arbeit die ältesten Klamotten an. Ins Wohnhaus durfte man mit diesen Klamotten nicht gehen, da es dort immer sehr sauber und gepflegt war. Also wurde vorher jedesmal ausgiebig und öfter als einmal pro Tag geduscht. Meine Haus- und Freizeitkleidung war immer sauber und gepflegt, da meine Eltern sehr auf Sauberkeit Wert legten.

 Hier ist der erste Ansatzpunkt zu suchen für mein Faibel ”baden in Klamotten”, denn Sauberkeit war gefordert. In meiner Freizeit (auch zum Bäumeklettern) gab’s immer saubere Jeans und Hemden zum anziehen. Wenn ich dann mal mit triefend nassen Klamotten nach Hause kam, wurde nicht viel gemeckert. Wenn ich allerdings wie so oft total verdreckt nach Hause kam, dann gab es richtig Ärger. Wenn allerdings die Arbeitsklamotten ständig dreckig und nass waren, war das wiederum normal.

 Meine damaligen Schulfreunde fanden es beispielsweise sehr spaßig sich gegenseitig beim balgen ins Wasser zu stossen. Auch auf unseren selbstgebauten Flössen paddelten wir nur in Klamotten und fielen dabei mehr als einmal ins Wasser. Wenn dann die Klamotten schmutzig waren, badete ich damit, um den Dreck abzuwaschen. Denn gegen nasse Klamotten hatte niemand was einzuwenden, wohl aber gegen schmutzige Klamotten! Ich empfand es schon als Kind und Jugentlicher als angenehm, die nassen Klamotten am Körper zu tragen. Es war eine wunderschöne Zeit, trotz der schweren Arbeit auf dem Bauernhof.

 Als ich dann meine Ausbildung begann, musste ich jeden Tag gut gekleidet zur Arbeit gehen. Sauberkeit war erstes Gebot - also Anzug, weisses Hemd und Schlips, saubere Fingernägel, Deodorant unter den Achseln und immer frisch rasiert und duftend. Ich habe im Büro gelernt, da meine Eltern die Landwirtschaft aufgegeben hatten.

 Da war dann wohl der Grund zu suchen, für meinen erneuten Ausbruch aus der Sauberkeit. Irgendwie sehnte ich mich nach der Vergangenheit, wo man ohne besonderen Anlaß einfach nass und schmutzig rumlaufen konnte. Anfangs liebte ich es daher in meiner Freizeit viel mit dem Fahrrad zu fahren und dabei meine Klamotten nass und dreckig zu machen. Ohne Rücksicht auf Pfützen und Schlammlöcher durch die Gegend zu kurven und total verdreckt oder nass nach Hause zu kommen. Danach mit den Klamotten schnell in den See und den Dreck abwaschen. Nun war ich aber zu alt für solche Späße, und so hatte ich immer Wechselklamotten dabei.

 Irgendwann kam dann der endgütige Ausbruch aus dem trockenen und sauberen Dasein. Mal in Jeans mit nacktem Oberkörper baden, dann mal mit Badehose und TShirt, mal mit Freunden an einem See rumbalgen und ”versehentlich” ins Wasser fallen - mit Klamotten versteht sich.

 In meiner Bundeswehrzeit machte ich dann ausgiebig Bekanntschaft mit Wasser und <u>Schlamm</u>. Anfangs war es mir peinlich, wenn andere dabei zusahen, wenn ich mit den Klamotten in ein Schlammloch fallen musste. Später suchte ich mir mit Absicht immer die größten und tiefsten Schlammlöcher aus - und hatte Spaß daran, in den verschlammten Klamotten rumzulaufen. Beim Bund gab es viele Gleichgesinnte, die es genauso taten wie ich und sich nichts dabei dachten. Komischerweise sind nach der Zeit beim Bund alle Freunde, die ich dort hatte, niemals wieder in den Schlamm gestiegen.

 Etwas sagte mir der Psychologe noch: der Mensch ist irgendwann in grauer Vorzeit mal aus dem Schlamm und Wasser gekrochen; der Mensch besteht zum größten Teil aus Wasser! Wasser hat uns schon immer begleitet. Klamotten sind eine zweite Haut, um unsere Nacktheit vor anderen zu verstecken und unsere empfindliche Haut zu schützen. Also warum soll es da nicht normal sein, wenn ein wasserliebendes Lebewesen wie der Mensch in seiner zweiten Haut ins Wasser geht? Der Surfer hat seinen Surfanzug, der Taucher hat seinen Tauchanzug.... und ich habe meine Jeans!

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