Weserschlick (von A_N_D_R_E_A_S)

Im Sommer 2001 hatte ich die Gelegenheit, bei einer Kanu-Schlammtour teilnehmen zu können. Steffen, Jean, Jürgen und ich trafen uns in der letzten Juli-Woche zu einer Kanu-Tour an einem Nebenarm der Weser zwischen Bremen und Bremerhaven. Jürgen and Jean kreuzten zuerst am vereinbarten Treffpunkt auf. Beide sind sehr aktiv im norddeutschen Club "Nasse Jeans & Co" und kannten sich dadurch bereits. Ich hingegen traf sie zum ersten mal. Während ich wieder einmal voll in Latex gekleidet war, trugen die beiden Jeans-Outfit und Turnschuhe. Besonders an Jürgen viel mir auf, daß er eine grell weiße Jeans trug.

Ich machte eine Bemerkung bezüglich des starken Kontrasts von Schlamm auf weißem Untergrund, was Jürgen cool grinsend nicht im geringsten aus der Fassung brachte. Ich selbst zog diesmal Surfschuhe aus Neopren den sonst üblichen Gummistiefeln vor. Nicht nur wegen der erwarteten extremen Einsink-Tiefe, es war auch recht heiß an diesem Tag.

Wir dachten nur: Wo bleibt nur der Steffen mit dem Kanu? Er war es ja, der alles initiiert hatte. Wir drei hatten alle eine lange Anfahrt zum Treffpunkt. Ich aus Ostwesfalen, Jean aus Uelzen und Jürgen aus Elmshorn. Nur der Insider aus Bremen war nicht pünktlich? Schließlich drängten wir Jean dazu, Steffens Handy-Nummer zu wählen - besetzt !? Aber da kam er auch schon, mitsamt Kanu auf dem Dachgepäckträger. Nach kurzer Begrüßung ging es im Konvoi weiter zur Weser. Steffen hatte angekündigt: Wir beginnen die Kanu-Tour bei Ebbe, da gibt es reichlich Schlick für Schlammfreunde, und kehren mit der Flut zurück, wo dann auch die Nasse-Klamotten-Liebhaber (insbesonders Jean) auf ihre Kosten kommen würden.

Wir fuhren durch Uthlede und dann über den Außendeich zum Aschwardener Siel, wo wir direkt an der kleinen Weser parken konnten. Als wir ankamen, trafen wir auf einen Mann, der gerade aus seinen Watstiefeln schlüpfte und sich dann verstohlen in seinem Wagen davon machte. Dann waren wir allein und ich ließ meine Blicke über den Fluß schweifen. Ich traute meinen Augen kaum: Es war gerade Niedrigwasser und im Flußbett floß nur ein klägliches Rinnsal. Breite Uferzonen zeigten sich in einem cremigen, nougatfarbenen Schlick. Soviel Schlammfläche aufeinmal hatte ich noch nie gesehen, mir verschlug es kurz die Sprache. Aber ich denke, auch Jean und Jürgen schienen recht beeindruckt zu sein.

Wir machten das Kanu los und versuchten, es zu wassern. Doch wegen der Ebbe mußten wir alle mitsamt dem Boot erstmal durch den Schlick, und zwar wadentief. Als wir dann ins Boot stiegen, wurde die schöne weiße Innenseite des Kanus von unseren Dreckfüßen erstmals gut eingesaut. Wir begannen dann, flußabwärts zu paddeln. Wegen des niedrigen Wasserstands war das aber mehr ein Staken als Paddeln und das Boot setzte auch fast auf Grund auf. Deshalb stiegen wir aus und versuchten, das Kanu zu schleppen. Aber auch das war sehr mühsam. In Ufernähe versanken wir bei jedem Schritt ungefähr knietief, was sehr viel Kraft kostete. In der heißen Sonne waren meine schwarzen Latexklamotten nicht gerade ideal, vielleicht hätte ich besser wie die anderen auch Textilien wählen sollen. Jeder von uns versuchte sich in einer bestimmten Technik, z.B. schwimmend, robbend, schreitend oder anderen improvisierten Fortbewegungsarten. Ich selbst war recht schnell mit der Kraft am Ende, ließ mich rückwärts in den Schlick fallen und signalisierte, daß ich eine kurze Pause brauchte.Auch die anderen waren inzwischen komplett durchnäßt und bis zum Oberkörper eingeschlammt.

Wir entschieden nach kurzem Halt, doch wieder ins Boot einzusteigen und weiter zu paddeln. Das Wasser stieg ja auch langsam, aber wir hatten leider auch wegen der beginnenden Flut die Strömung gegen uns. Ein bis zwei Kilometer von unserem Startpunkt entfernt bogen wir schließlich in einen noch kleineren Arm einer Weserinsel ein. Dort hatte Steffen einen schlickfreie Rastmöglichkeit vorgesehen. Wir tauten das Boot an einem Baum an und spielten noch etwas im Schlick. Jean schaufelte sich demonstrativ den Schlick in die Taschen seiner Jeansjacke und meinte: Ich nehm mir noch etwas davon mit... Zum wilden Herumtollen waren wir alle wohl etwas zu sehr geschafft. Da war es schon ganz angenehm, als Steffen seinen Proviant mit uns teilte: Kuchen und Bier.

Mittlerweile hatte die Flut die schön schlickigen Ufer fast wieder verschlungen und wir machten uns auf den Rückweg. Das ging dann auch viel schneller, als wir diesmal die Strömung im Rücken hatten. Kurz vor dem Siel war zu erkannen, daß wir nicht mehr allein waren. Ein Angler hatte seine Ruten ausgelegt, und zwar an der Stelle, an der wir auch das Kanu wieder an Land bringen mußten. Weil wir aber zu viert waren, ließen wir uns zu keiner Zeit durch ihn irritieren. Gerade, als wir mit dem Boot an Land kamen, erschien auch noch ein Mädchen mitsamt ihrem kleinen Hund, der uns kläffend entgegenlief. Die beiden verschwanden wieder schnell, aber der Angler blieb gelassen. Auch als wir nicht nach Anlegen des Bootes nicht in Land gingen, sondern in allen Klamotten ordentlich herumplantschten, und auch als Jürgen seine nassen Klamotten zuletzt ganz auszog und am Angler vorbei nackt zu seinem Auto ging.

Während ich selbst bald keine weitere Lust aufs Baden verspürte, konnte ich erfahren, was einen echten Nasse-Klamotten-Fan ausmacht. Jürgen und (so glaube ich doch) auch Jean wechselten ihre nasse Sachen gegen neue trockene, um diese erneut (!) naß zu machen.

Jedenfalls hatten alle drei noch eine weitere, trockene Garnitur, die sie zuletzt anzogen. Nur ich behielt meine Latex-Jeans an und wischte mir nur von außen die letzten Schlick-Reste ab. Im Dorfgasthaus aßen wir noch zu Abend, bevor wir uns dann wieder getrennt auf den Heimweg machten. Wir waren uns einig, daß diese Aktion auf jeden Fall irgendwann wiederholt werden muß. Nächstes mal würden wir aber früher starten, um für den Hinweg die Strömung bei Ebbe ausnutzen zu können.

Der Weserschlick hinterließ bei mir einen so großen Eindruck, daß ich ein paar Tage später allein wieder in die Gegend fuhr und auch diesmal auch ohne Boot noch einmal viel Spaß im Schlick hatte. Gemeinsam macht es aber mehr Spaß. Meldet euch!

A_N_D_R_E_A_S


Bei Bedarf kann ich auch noch die Informationen aus Stiefelsiggis Schlammatlas liefern: Ortsbeschreibung, Anfahrtskizze, Foto.

Es wäre Klasse, wenn ich diese Jahr wieder bei der Tour dabei sein könnte. Vielleicht bekommen wir mehr Leute zusammen und können mit beiden Booten von Steffen starten.