Premiere im Schlamm (von Swinegel)

...zum ersten Mal nicht allein im Dreck...
Ein Sommertag Anfang der 90er Jahre. Das Telefon klingelt. Eine mir unbekannte Dame ist dran. Es stellt sich heraus, dass sie auf verschlungenen Wegen erfahren hat, dass ich das gleiche uralte Auto fahre wie sie. Bei ihrem wäre nun etwas kaputt, und ob ich nicht das benötigte Ersatzteil für sie hätte? Hab´ ich. Ob sie´s abholen könnte? Ja, sicher, heut´ liegt nichts an...

Etwas später ist sie da, eine junge feurige Südländerin - zumindest sieht sie so aus... :-) Wir unterhalten uns über unsere Autos, dann über andere Dinge. Sie ist von erstaunlicher Offenheit und erzählt schon bald von recht persönlichen Dingen, wie z.B. Problemen mit ihrem Freund. Plötzlich kommt mir ein Gedanke: Wir kennen uns nicht; wir schulden uns nichts (außer 20,-- DM für das Ersatzteil...); wenn ich etwas für sie Seltsames sage, kann nichts kaputtgehen. Jetzt nur den richtigen Aufhänger finden und irgendwie den Wunsch ansprechen, den ich schon seit über einem Jahrzehnt hege... Da kommt die Chance: Sie erzählt, dass sie Probleme mit ihrer Haut habe und schon erfolglos alle möglichen Wässerchen und Cremes probiert habe. Augen zu und durch: "Ob vielleicht ein Schlammbad helfen würde?". "Das zahlt die Krankenkasse leider nicht.". "Wieso Krankenkasse? Gleich hinter´m Ortsschild fängt das Moor an, da können wir völlig kostenlos in den Schlamm steigen...". Na, wo bleibt das: "Igitt, nee, lass´ man..."? Stattdessen: "Echt, geht das?"! "Ja, kein Problem...". "Weißt Du denn ´ne gute Stelle? Haste das schon mal ausprobiert?". Schüchtern, verschämt: "Ja...". "Ey, stark, das will ich auch mal machen!! Da nehm´ ich meine Schwester und meine Mutter mit, denen wird das auch Riesenspaß machen. Wann wollen wie los?" Wie bitte? Kein Igitt? Begeisterung? Klingelt jetzt gleich der Wecker und ich wache aus dem schönen Traum auf? Nein, es ist real! "Wwwan pppaßt es dddenn?". "Nächste Woche Mittwoch?". Sprachzentrum wieder einjustieren... "Ja, das ist wunderbar! Hast Du denn Klamotten, mit denen Du in den Schlamm kannst?". "Wieso Klamotten, ich dachte, im Badeanzug...". Scheiße... Wer wagt, gewinnt: "Weißt Du, mit Klamotten macht´s noch viel mehr Spaß. Außerdem schützen die gegen Brennesseln, Mücken, spitze Steine usw.". "Ja, dann auch gern in voller Montur! Ich find´ schon was..." Wow!

Mittwoch: Überpünktlich steh´ ich vor ihrer Tür. Ihr Auto ist nicht da. Ich klingle. Nichts passiert. Ich gehe zu einer Telefonzelle und rufe sie an. Nichts passiert. Zwei Stunden tigere ich wie ein verschmähter Liebhaber um ihre Wohnung, dann fahre ich enttäuscht nach Hause. Hatte ich denn allen Ernstes irgend etwas anderes erwartet? Am Abend rufe ich sie noch mal an. Und kriege eingeschenkt: "Ja, wieso hast Du denn gestern nicht noch mal angerufen? Du wolltest unseren Termin doch noch bestätigen..." Wollte ich das? "Da ich nichts von Dir gehört habe, bin ich zu ´ner Freundin gefahren. Aber macht ja nichts, baden wir eben morgen im Schlamm. Hol´mich doch nach Feierabend bei der Arbeit ab, dann fahren wir mit zwei Autos ins Moor und Du mußt mich hinterher nicht noch nach Hause fahren." "Ja, okay..." Skepsis und Hoffnung...

Donnerstag: Da steht ihr Wagen. Ich parke dahinter (oh, ein kleines Oldtimertreffen...), steige aus und schaue auf ihren Rücksitz. Da liegt doch tatsächlich eine Plastiktüte mit Klamotten. Sollte das etwa bedeuten... Da kommt sie schon! "Wir können sofort los, ich hab´alles dabei, auch ´n paar alte Handtücher!" Wow!

Mein Elternhaus steht unmittelbar am Moor. Urlaubsbedingt ist dort gerade "sturmfreie Bude". Also fahren wir dort hin und ziehen uns im Keller um. Sie trägt nun hellgelbe Leinenschuhe, weiße Socken, eine makellose hellblaue Jeans und ein grünes, langärmeliges T-shirt. Wir ziehen los. Hinter dem Haus erstreckt sich das weite flache Moor, durchzogen von Entwässerungsgräben voll herrlichem schwarzem Moorschlamm. Ich führe sie zu meinem Lieblingsgraben. Er bietet knie- bis brusttiefen Morast, führt nur wenig (kaltes) Wasser und hat eine leicht zu erklimmende Böschung. Auf dem Weg erzählt sie, dass ihre Jeans nagelneu wäre. Wow!
Dann erreichen wir den Graben. Ich war schon oft drin, jedesmal ziemlich aufgeregt. Doch diesmal pocht das Herz bis zum Hals, denn - ich bin nicht allein!! "Du zuerst!" sagt sie, und ich lasse mich langsam in den sonnenwarmen Morast gleiten, bis ich hüfttief drinstehe. "Jetzt du!". Und sie tut es wirklich! Sie steckt den rechten Fuß ins Wasser. Der Schuh saugt sich voll, dann berührt er die Schlammoberfläche und beginnt, einzusinken. Die Jeans taucht in den vom Fuß hochgedrückten Schlamm. Fasziniert sehe ich zu, wie meine Begleiterin nun auch das andere Bein in den Schlamm steckt und sich langsam und genießerisch in die schwarze Pampe sinken läßt. Zentimeter um Zentimeter ihrer Jeans saugt sich mit Schlamm voll. Sie versaut ihre nagelneue Jeans, einfach so zum Spaß! Herrlich! Nun steht sie neben mir, der Morast reicht ihr bis zum Schritt. "He, Du stehst tiefer drin als ich. Mach mal Platz." Sie kommt ein Stück näher, und ich kann bewundern, wie ihr Jeanspo eine Schlammpackung bekommt.

Ich werde mutig, greife in den Morast und schmiere ihr einen T-shirt-Ärmel voll. "Ey, ich will mich selbst dreckig machen!" lacht sie. Und dann setzt sie sich hin! Der Saum ihres T-Shirts taucht ein. Es saugt sich voll, als sie tiefer in den Schlamm sinkt. Bis über die Brüste sitzt sie jetzt im Morast. Nun steckt sie auch die Hände hinein. Da ihr T-Shirt schon bis fast zum Kragen schlammgetränkt ist, verzichtet sie darauf, den noch sauberen Ärmel hochzukrempeln. Auch er wird schmutzig, als sie die Arme tief in den Morast steckt. Sie holt eine große Ladung herrlich schwarzen Modders hoch, und verteilt ihn auf ihrem Oberkörper. Dann lehnt sie sich - von Kopf bis Fuß verdreckt - an die Grabenböschung. Sie bewundert Insekten und Schnecken, die sich ihr in einer völlig ungewohnten Perspektive präsentieren und genießt den Schlamm: "Ich fühle mich hier sauwohl!"

Als sie aufsteht, rauscht Wasser aus ihren Kleidern. Jeans und T-shirt sind vollständig und gleichmäßig mit Moorschlamm durchtränkt. Welch ein Anblick! Nun legt sie sich im Morast lang auf den Bauch, dreht sich auf den Rücken, lacht! "Das nächste mal müssen Schwesterchen und Mama aber wirklich mit!" Nächstes mal... Wow!

So, mehr ist damals nicht passiert. Wir sind irgendwann wieder ´rausgekrabbelt, haben uns im Gebüsch umgezogen, haben uns in meinem Elternhaus gewaschen und sind nach Hause gefahren. Aber für mich war es unglaublich viel...

Swinegel

Fortsetzung Schlammen mit einer fremden Frau